Ahnungslos starteten am Freitag Nachmittag zwei Mädels im Minirock und eine komplette Familie bei 30°C und bei nahezu Flaute im Berliner bzw. Kieler Umland, um gemeinsam mit weiteren Contis die Küste von Kühlungsborn unsicher zu machen. Doch noch am selben Abend sollte die Überraschung für die sechs Reisenden groß sein: In Kühlungsborn wurden sie von einer ordentlichen Brise, einigen O-Jollen, vielen Hobies und diversen anderen Bootsklassen empfangen. Die Klassenverhältnisse sollten dann auch bis zum Folgetag so bleiben, so dass nur 3 Contis am Start lagen.
Nach dem entfallenen Warnemünder Conti-Wochenende lag die Vermutung nahe, ein par Contis mehr zum Ostseesegeln zu treffen! Selbst der Lokalmatador Peter Menzel war nicht auf seinem Boot zu sehen. Dieses hatte aber einen guten Grund: Peter stellte sich den Aufgaben eines Wettfahrtleiters und – wie sich später zeigen sollte – ein kühner noch dazu. Zum Einen, weil er Uta sein Schiff lieh (dieses Wochenende sollte Uta`s erstes Conti-Ostsee-Erlebnis werden) und zum Anderen … siehe unten. Im Namen von Uta an dieser Stelle noch einmal ein dickes Dankeschön für das Vertrauen. Am nächsten Morgen war der Start für 10:30 Uhr vorgesehen, aber schon in der Nacht zeigte die stramme Brise aus Nordost den Landeiern wie so eine ordentliche Brandung aussieht. Also erstmal Startverschiebung und vom Verein serviertes Mittagessen (!). Um 12:30 Uhr sollte es dann losgehen. Aber schon der Beach-Start gestaltete sich als interessantes Unternehmen: die Cats brauchten nur von zahlreichen Helfern ordentlich angerannt zu werden (hatte Ähnlichkeit mit dem Start von Bobs) und dann ging es los, soweit man nicht den Pfahl traf, der noch als zusätzlixhes Hinderniss … Beeindruckend war das Ablegen einer Europe: Man nehme 5 (!) Helfer und bändige das Böötchen in den Wellen und hänge dabei das Ruder ein und lasse sich dabei immer wieder in Richtung Strand werfen. Easy! Und dann nur noch einsteigen in die randvolle Badewanne. So oder ähnlich sah es bei den meisten Jollen aus. Nur nicht bei Jürgens Conti, denn Contis haben je – welch ein Glück – Lenzrohre, so dass er mit der GER 499 gut durch die Brandung kam und zunächst in Startschiffnähe das Wellenabreiten, Fahrstuhl fahren (up-and-down mal in einer anderen Dimension), Kentern und wider Aufrichten übte. Doch die Zeit verging und kein weiterer Conti in Sicht, so dass er sich wohl nach seinem gelungenen Ablegemanöver etwas einsam fühlte. Mit dem Ergebnis, dass Jürgen nach ein paar heißen Raumgängen wieder an den schönen Ostseestrand zurück kam. Aber auch Uta wagte sich kurz aus der Buhnenreihe. Und – nicht zu glauben – Hannes Seidel ging fremd und tobte sich erfolgreich in einem 20 Jahre (oder waren es 100 Jahre) alten 420er richtig aus. Wir glauben, dass er nach einer Wende in Lee sitzen blieb und seinen Schotten Basti ackern ließ. Die leere Bierflasche lag auf jeden Fall noch im Spi-Sack. Die beiden belegten mit einer lahmen Sekunde Abstand zum Ersten, den zweiten Platz bei den getrennt gewerteten Jollen!
An der Uferpromenade gestaltete sich die einfache Yardstickregatta zum Ostsee-Event: zahlreiche Schaulustige hatten sich eingefunden, eine ordentliche Musikanlage wurde aufgebaut und ein Moderator brachte dem interessierten Laien das Ragattasegeln näher. Die Leetonne lag kurz hinter den Buhnen un bot zuschauerfreundliches Segeln. Spektakulär: gelegentlich wurden einzelne Boote samt Crew an Land gespült, zweimal dabei mit Mastbruch. Anderen war es dann doch ein wenig zu heftig da draußen. Nach einem Rennen und aufgefrischtem Wind (inzwischen gut 6 Bft.) schossen die verbliebenen Segler auf den Strand (meist Kats) oder wurden wie von einem buckligen Gaul kurz vor dem Strand aus ihrer Jolle geschleudert. Und alle (na ja – fast alle) waren zufrieden, denn: pünktlich zum Kaffe und Kuchen bei strahlendem Sonnenschein waren dann alle Teilnehmer wieder an Land, die Verletzten versorgt, die mit angereisten Kinder konnten im Sand und mit der Brandung spielen …, kurz um – die Stimmung war super. Und die sollte so bis zum späten Abend bleiben, denn da wurde dann ordentlich gegrillt. Sein Bierchen oder Wein konnte man dann windgeschützt im umfunktionierten und liebevoll hergerichteten Klubhaus genießen.
Inzwischen hing auch die unfreiwillige Bahnänderung für den Folgetag aus. Grund: auf dem Rückweg von dem ersten Rennen zerschellte ein Motorboot des Klubs an der Hafenmole und ging samt zwei Tonnen unter. Den Jungs darauf ist glücklicherweise nichts weiter passiert. So lautete der neue Kurs up-and-down. Am nächsten Morgen ließ der Wind etwas nach, nur noch vier Bft. Nur die Brandung vom Vortag blieb unverändert. Aufgrund der Motorbootverluste – ein weiteres hatte sich überschlagen und nun eierte der Motor – und des schwiedrigen Ablegens wurde am Sonntag kein Rennen mehr gestartet. Bei der Siegerehrung gab es zum Trost für jeden eine schicke Urkunde. Anschließend wurde noch zum Mittagessen geladen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es insgesamt eine tolle Veranstaltung mit netten Gastgebern, guter Verpflegung, tollem und familienfreundlichem Ambiente zum Einem, seit langem endlich mal wieder fairen Startgeld (10 EUR) zum Anderen war.
Also lasst Euch das eine Einladung im nächsten Jahr zum Ostseesegeln sein. Bei uns ist der Termin schon jetzt fett eingetragen: Eine Woche nach warnemünde, mit relativer Windsicherheit und netten Seglern. Eine separate Klassenwertung bei genügend Teilnehmern ist dann sicherlich drin.
Jule GER 12 und Jürgen GER 499