Kühlungsborner Segler bauten in den Jahren 1959/60 die ersten Katamarane in Deutschland.
Die Boote waren 47 Jahre im Einsatz.
Kühlungsborn – Not macht erfinderisch, und dieser Erfindergeist schrieb in Kühlungsborn deutsche Segelgeschichte. In den 1950er Jahren begannen nach dem Krieg im Ostseebad Bemühungen, den Segelsport wieder anzukurbeln. 1959 wurde die Sektion Segeln im SV Empor Kühlungsborn gegründet, aus der nach der Wende der heutige Segelclub hervorging.
Die Segler hatten jedoch an ihrem Liegeplatz vor der heutigen Kunsthalle im Ortsteil West ein Problem. Bei starkem Wind und Wellengang war es an der ungeschützten Küste fast unmöglich, die offenen Jollen ins Wasser zu bekommen, ohne dass sie voll liefen. Ein in dieser Hinsicht robuster Bootstyp wurde gesucht.
„Die Kühlungsborner Segler Karl-Heinz Lindemann, Heinz Havermann, Rudi Sellner, Hans Kötz, Jochen Westendorf und Fritz Thorwith Senior Stellten den Kontakt zu Diplomingenieur Debus her, der an der Universität Rostock an Plänen für den Bau moderner Katamarane für den Segelsport arbeitete. Mit seiner Unterstützung bauten unsere Sportfreunde damals in dem nur kurzen Zeitraum von Jahresbeginn 1959 bis Mitte 1960 die drei ersten Katamarane für den Segelsport in Deutschland auf Sperrholzbasis“, erinnert sich Reinhold Bartel (72), der bis 2010 Vorsitzender des Vereins war. Am 26. August 1960 wurden die Boote zugelassen und durften in Betrieb gehen.
Eine Besatzung bis zu drei Personen, aber auch allein zu handhaben. 5,20 Meter lang, 2,50 Meter breit, ohne Schwerter nur 20 Zentimeter Tiefgang, 17 Quadratmeter Segelfläche. Bis Windstärke fünf segelbar und bei drei Windstärken extrem schnell: Die Boote, die ursprünglich für eine Betriebszeit von zehn Jahren gebaut wurden, waren 47 Jahre im Einsatz. 2007 wurden die bis zu 400 Kilogramm schweren Sperrholzgeräte, die am Strand schwer zu transportieren waren, schließlich ausgemustert.
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Stabil und sehr schnell Katamarane sind entweder Zweirumpfboote oder Boote mit einem oder zwei Auslegern. Ihren Ursprung haben diese Boote im maritimen Raum zwischen Hinterindien und Südamerika. Im Gegensatz zu Einrumpfschiffen zeichnen Katamarane sich dadurch aus, dass sie sehr breit sind und damit sehr stabil auf dem Wasser liegen. Da Katamarane keinen Kiel haben und formstabil sind, haben die Boote ein relativ geringes Gewicht. Daher sind Katamaran häufig sehr schnelle Boote. Der Franzose Eric de Bisschop gilt als Erfinder des modernen Katamarans. Der Südseeforscher hatte diesen Bootstyp bei den polynesischen Fischern entdeckt und übernommen. 1938/39 segelte er an Bord eines polynesischen Doppelkanus von Honolulu nach Frankreich. |
Reinhold Bartel (rechts) bei der Übergabe der Dokumente an den Leiter des Museums Dr. Peter Danker Carstensen. |
Roland Prout begann 1954 in Großbritannien mit der Entwicklung von modernen Katamaranen für den Segelsport. Wenig später folgten ihm die Kühlungsborner Bootsbauer. |
„Ein Boot haben wir verschrottet, eines harrt noch in unserer Bootshalle der Restaurierung und einen Katamaran haben wir dem Schifffahrtsmuseum Rostock geschenkt“, informiert der Vereinsvorsitzende Dr. Peter Menzel. Im Auftrag des Museums wurde das Boot, an dem zuletzt der Zahn der Zeit heftig genagt hatte, von vier Mitarbeitern der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft BQG Neptun mit einem Arbeitsaufwand von rund 650 Arbeitsstunden sorgfältig restauriert. Am kommenden Montag wird der Katamaran auf das Traditionsschiff am IGA-Park gebracht, Nach der Erarbeitung einer Dokumentation wird das Boot in ein paar Wochen dort zu besichtigen sein.
„Der Aufwand bei der Restaurierung war hoch, wir mussten sehr sorgfältig arbeiten. Die Außenhaut des Katamarans sah stellenweise aus wie Blätterteig“, erklärt Rico Kulms (35), einer der vier Arbeiter und Hobby-Modellbauer.
Um den breiten Bootskörper auf das Traditionsschiff transportieren zu können, wurde er der Länge nach aufgesägt und wird auf dem Schiff wieder zusammengesetzt.
Der Katamaran wurde in zwei Hälften zerschnitten, um ihn auf das Traditionsschiff bekommen zu können. Rico Kulms (vorn) und Reinhard Jaap waren gestern mit den letzten Arbeiten am Lack beschäftigt.