Die Weltmeisterschaft der Contender-Klasse sollte im Rahmen der Warnemünder Woche 2021 ausgetragen werden. Da coronabedingt keine Teilnehmer aus Übersee einreisen können, wurde die WM zu einer EM. Insgesamt 80 Teilnehmer segelten um Titel. Neben einer großen Anzahl von Teilnehmern aus Deutschland waren auch Segler aus 7 Ländern am Start. Für den Segelclub Kühlungsborn e.V. segelten Manfred Gronemeier, Peter und ich. Ich war eine von insgesamt sechs Frauen am Start.
Am Freitag und Samstag (02./03.07.) fanden die Pre-Races mit fast 50 Teilnehmern statt. Bei 4 bis 5 Bft. und guten Wellen machten sich die ersten Teilnehmer mit dem Revier vertraut. Einige Segler schmeckten nicht nur das salzige Wasser, sondern ließen nach einer Kenterung auch dem ganzen Boot etwas davon abbekommen. Am Ende belegten zwei Dänen Platz 1 und 2.
Am Sonntag wurden die Boote vermessen und gewogen. Unsere Kinder halfen ganz eifrig Segel, Ruder, Schwert & Co. zu den jeweiligen Vermessungsstationen zu bringen. Am Abend genossen wir das Flair des Alten Stroms in einem Restaurant.
Montag überführten wir unser Dickschiff nach Warnemünde. Mit einem Liegeplatz im Alten Strom hatten wir den kürzesten Weg aller Teilnehmer zu unseren Contendern und eine Übernachtungsmöglichkeit.
Dienstag bis Samstag (06. – 11.07.) standen jeweils 2 Wettfahrten pro Tag auf der Bahn direkt vor dem Warnemünder Strand auf dem Programm. Mit guter Laune und gutem Wind ging es kurz nach 11 Uhr aufs Wasser. Beim raussegeln nahe der Fahrrinne entstand durch ein- und auslaufende große Schiffe eine komische Kappelsee. Sehr unangenehm. Bei 15 – 20 Knoten ablandigem Wind gab es ganz schon viele Winddreher.
Am Mittwoch war Flaute und wir hatten Startverschiebung. Das Warten auf unserem Dickschiff unter dem Sonnensegel war sehr entspannt und wir hatten schnell andere Contendersegler an Bord. Stunde um Stunde wurde der Start nach hinten verschoben. Nachdem der Zahlenwimpel 6 unter „AP“ stand, wurden die Wettfahrten auf den nächsten Tag verlegt.
Der Start für Donnerstag war schon für 9:30 Uhr angesetzt und es sollten drei Wettfahrten gesegelt werden. Kurz nach 8 Uhr fuhr ich aus dem Hafen raus. Der Wind war mit 6 – 8 Knoten an der unteren Grenze des segelbaren für eine Meisterschaft. Wegen seiner ablandigen Richtung gab es einige starke Winddreher. So richtig schönes Segeln im Contender ist es nicht. Keiner der drei Starts konnte ging direkt durch. Am Ende wurde immer mit der „Black Flag“ gestartet und viele Segler wurden aussortiert, u.a. auch Peter. Die zweite und dritte Wettfahrt lief bei mir mit einem 36. und einem 45. Platz richtig gut, obwohl ich im dritten Rennen einmal gekentert bin und wegen Bootsberührung zweimal kringeln musste. In allen drei Wettfahrten war ich vor Peter im Ziel, was bisher sehr selten vorkam.
Wir waren sehr verwundert, dass der Start am Freitag schon für 9:15 Uhr angesetzt war. So früh bin ich noch nie zu einer Wettfahrt aufs Wasser gefahren. Der Wind wehte mit 10 – 15 Knoten aus nördlichen Richtungen. Das bedeutete für uns gestreckt im Trapez stehen und konstanteren Wind. Ich war mit meinen Plätzen (58., 61., und 50.) zufrieden und Peter schaffte es diesmal immer vor mir im Ziel zu sein. Doch in der Gesamtwertung dank zwei Streicher blieb ich vor ihm.
Nachdem es in der Nacht ganz schön gegossen hatte, wehte der Wind am Samstag sehr stark aus West. Bei den 25 – 35 Knoten und Wellen von ca. 1 m Höhe wurde der Start verschoben. Mittags wurde zu unserer Überraschung die Startverschiebung aufgehoben und die Contender konnten zuerst raussegeln. Viele Boote blieben aber aufgrund der anspruchsvollen Bedingungen an Land und einige, die es doch versuchten, mussten nach Materialschäden wieder reinsegeln. Ich entschied mich mitzusegeln und war damit eine von zwei Frauen, die es wagten. Ich wollte mich vor Peter in den Endergebnissen behaupten. Der Wind blies kräftig und in der Hafeneinfahrt erwarteten uns riesige Wellen. Kreuzend war dies beherrschbar. Das Abfallen ist immer kritisch. Nach ein paar Versuchen kenterte ich durch. Da noch kein Startschiff in Sicht war, richtete ich das Boot nur auf die Seite auf. So konnte ich auf dem Schwert stehend abwarten und beobachten. Für das Segel ist es wahrscheinlich auch schonender im Wasser zu schwimmen, als im Wind zu flattern. Irgendwann richtete ich den Contender mit der Eskimo-Rolle auf, da es bei der Welle sonst sehr kräftezehrend und wahrscheinlich nicht zielführend wäre, es anders zu versuchen. Es klappte super. Kurz darauf kenterte ich erneut beim Abfallen und wiederholte das Aufrichtprozedere. Mit Sorge beobachtete ich meine Toplatte, die nahe des Vorlieks gebrochen schien. Am Start fragte ich einen anderen Segler nach seiner Meinung. Er sagte, jetzt wo ich schon mal hier bin, sollte ich mitsegeln. Das schlimmste, was passieren könnte, wäre, dass sich die Segellatte durchs Segel bohrt und verloren geht. Die Entscheidung stand. Als Startschiff hatten wir nun ein großes Schlauchboot und es wurde mit „Blag Flag“ gestartet. Ich startete zwar auf der bevorteilten Seite, war aber in den Abwinden der anderen Boote. Doch das war mir egal. Ich wollte nur dieses Rennen irgendwie zu Ende segeln. Auf der Kreuz merkte ich, dass der Wind schon nachgelassen hatte. Ich schaffte es ohne Kenterung durchs Rennen und war kurz hinter Peter im Ziel. Durch das verringerte Starterfeld war dieses Rennen mit Platz 35 das beste meiner Serie. In der Gesamtwertung kam ich dadurch auf Platz 55. Peter konnte seinen Abstand zu mir verringern, aber nicht aufholen und landete auf Platz 58. Manfred belegte Platz 72, da er zwei Rennen nicht mitsegelte.
Es war eine schöne Erfahrung bei der Europameisterschaft um die Ecke mitsegeln zu können. Dank der Omas, die die Kinder hüteten konnten wir entspannt die ganze Zeit vor Ort sein und hatten viele nette Gespräche mit den Seglern.
Yvonne Menzel