Soetwas hat es schon lange nicht mehr gegeben. 11 Boote waren bei der Mittwochsregatta dabei. Darunter auch ein Gast mit einem optisch ziemlich gefährlichen Renner und Yardstick 70 (???). Gestartet wurde wie immer an TF gegen den Wind aus West-Nordwest. Bei noch 8 bis 9 Knoten Wind ging es zu TM. Auf dem Weg zur OIS 3 ließ dann der Wind schnbell nach, so dass die drei führenden Schiffe, Elfin, Eclipse und Ch’ti, es gerade noch hierheir schafften. Bei nur noch 4 Knoten Wind gingen die drei dann um die Tonne. Nur wenige schafften es nun weiter bis zur OIS 3. Die, die es schafften gingen auf den Raumschotskurs Richtung OIS 1, alle anderen verhungerten in der Flaute. Bei letztendlich nur ncoh 1 bis 2 Knoten Wind gaben dann die ersten auf. Nur Elfin und Eclipse lieferten sich einen höllischen Zweikampf mit allen taktischen Refinessen. Ch’ti folgte in sicherem Abstan. An OIS 1 wurden dann die Zeiten der verbleibenden Schiffe genommen. Die gerechnete Reihenfolge gleicht dabei der gesegelten. Vorne liegt Elfin, gefolgt von Eclipse und Ch’ti, wobei Eclipse bis zum Ziel noch davon ausging, dass es weiter zur TF geht und somit deutlich am Ziel vorbei fuhr.
Angesichts der Tatsache, dass wir in den vergangenen Wochen schon so einige Regelunstimmigkeiten hatten, wird es nun jedes mal, wenn es zu solchen Zwischenfällen kommt eine kleine Auffrischung der entsprechenden Regel hier geben. Kommen wir nun also zu den wichtigsten Regeln 10 und 11.
Regel 10
Regel 10 besagt, dass sich ein Boot, das mit Wind von Backbord segelt (hier das blaue Boot), von einem Boot, das mit Wind von Steuerbord segelt (hier das weiße Boot) freihalten muß. Diese Regel gilt immer. Um dies zu verdeutlichen ist zusätzlich noch eine Bahnmarke eingezeichnet. Auch hier gilt Regel 10, denn Bahnmarkenraum (Regel 18) kann man nicht fordern, wenn die Boote auf unterschiedlichem Bug segeln oder wenn eines der Boote die Bahnmarke bereits wieder verlässt.
Regel 11
Regel 11 besagt, dass sich ein Boot in Luv einem Boot in Lee freihalten muß, wenn beide überlappen und mit Wind von der gleichen Seite segeln. Für diese Regel gibt es einige Ausnahmen und Bedingunen.
- Sie gilt nur, wenn beide Boote überlappen.
- An Bahnmarken kann sie unter Umständen unwirksam werden.
- Sie gilt auf der Kreuz nur solange, wie man seinen richtigen Kurs segelt.
Hierzu sind nun einige Erläuterungen notwendig.
- Was ist nun Überlappen? In den Definitionen steht, dass ein Boot dann überlappt, wenn es weder klar voraus noch klar achtreraus ist. Hierzu denken wir uns eine Line querab zum Heck des Bootes. Also genau im rechten Winkel zu unsrem Kurs. Alle Boote, die sich vor dieser gedachten Linie befinden, also neben uns, überlappen mit uns. Wenn diese Boote uns nun so langsam überholen, dann müssen wir uns die Linie vom Heck des nun weiter vorne liegenden Bootes vorstellen. solange wir uns vor dieser Linie befinden überlappen wir. Erst wenn das Boot uns soweit überholt hat, dass wir uns hinter der gedachten Linie querab des Boote befinden, dann überlappen wir nicht mehr. Im Bild zu Regel 11 überlappen A und B, weil sich B vor der gedachten Linie am Heck von A befindet. Regel 11 gilt also.
- Wann wird die Regel an einer Bahnmarke unwirksam und was ist überhauprt eine Bahnmarke? Regel 11 kann unter Umständen unwirksam werrden, wenn sich zwei Boote eine Bahnmarke auf gleichem Bug nähren und eines davon Bahnmarkenraum fordern kann. Die Sache mit dem Bahnmarkenraum ist nicht ganz einfach. Deshalb wurde in den Wettfahrtregeln hierzu sogar ein eigener Abschnitt eingeführt (Abschnitt C). Um auf den im obigen Bild auftretenden Fall zurück zu kommen steht ganz am Anfang von Abschnitt C geschrieben: Die Regeln aus Abschnitt C gelten nicht an Startbahnmarken…. Es gilt Regel 11 im Bild oben. Das heiß also: An Startbahnmarken kann man niemals, niemals, niemals und wirklich niemals Bahnmarkenraum fordern. Wäre dies möglich, dann wäre jedes Startverfahren sofort unsinnig und es würde jährlich tausendfach zu schweren Unfällen kommen.
- Wie hoch am Wind darf man denn überhaupt segeln, damit diese Regel noch gilt? Auf der Kreuz gilt: Man darf nicht höher als seinen „richtigen Kurs“ segeln. Der richtige Kurs ist noch vor den Regeln im Abschnitt „Definitionen“ beschrieben. Dies ist der Kurs, den man ganz alleine segeln würde, um so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen. Das heißt also, dass man auf der Kreuz nicht bis in den Wind hinein luvt, denn so kommt man ja nicht am schnellsten ans Ziel. Bei Yardstickregatten gibt es natürlich Boote (z.B. die Elfin), die extrem mehr Höhe laufen können als andere (z.B. Majestic). Der richtige Kurs von Elfin ist also viel höher als der von Majestic und somit darf Elfin auch höher fahren. Sobald das Vorsegel jedoch einfällt fährt man höher als seinen richtigen Kurs und dann gilt Regel 11 nicht mehr. Was ist jedoch vor dem Start, also bevor das tatsächliche Startsignal (0 min) fällt? Vor dem Start gibt es ja noch keinen Kurs, den man segeln könnte. Man kann auch nicht schneller segeln, da das Rennen ja noch nicht begonnen hat. Bis zum Startsignal gibt es also per Definition keinen richtigen Kurs!! Das heißt, dass man bis zum Startsignal so hoch segeln darf, wie man will. Man kann sogar bis in den Wind hinein luven.
Im Falle der obigen Zeichnung gilt also: Boot A und B überlappen und es gilt Regel 11. Boot B muß sich von Boot A freihalten. Boot B kann dies tun, indem es z.B. eine Wende fährt oder hinter A abfällt. In der Regel befinden sich hinter A jedoch viele Boote, so dass B ziemlich weit abfallen müsste. Oft sieht man also, dass B dann einfach eine Wende und eine Halse fährt, um sich wieder am Startschiff (hier die Tonne) einzufädeln. Dies ist sehr häufig bei Regatten zu beobachten, wenn das Startschiff (hier die Tonne) bevorteilt ist. Es ist also dringendst davon abzuraten, auf diese Weise zu starten. Wenn man am Startschiff (hier die Tonne) starten möchte, dann kann man versuchen, sich wie A mit sehr viel Höhe von Lee zu nähern. Wenn der Platz am Startschiff bereits vergeben ist (hier A), dann gibt es im Grunde nur eine Möglkichkeit, A hier noch zu vertreiben. Dies geht u.U., wenn sich B hinter A einfädelt und dann aufgrund der höheren Geschwindigkeit in Lee von A extrem viel Höhe fährt, z.B. bis in den Wind hinein. Dann hat es A schwer, sein Boot auf kurs zu halten, denn A müsste sich ja dann von dem Boot in Lee freihalten, was auf Backbordbug recht schwer wird, wenn man keine Fahrt mehr im Schiff hat. Hier bleibt A dann nur noch eine Wende oder, dass es B vorlässt. Diese Taktik ist im Bild unten dargestellt.